Man merkt, wie verletzlich die Systeme sind
We realize how vulnerable the systems are
Podcast in German: Andreas Wirz, Juli 3 2020
The nuances are missing. The team of What/next spoke to the architect Andreas Wirz about the effects of the crisis on the living environment. Although the digital may be able to drive processes that have stalled due to the crisis, a lot is lost due to the lack of analog exchange. Social coexistence needs social proximity in order to function well – how do we continue when the crisis keeps us at distance for longer?
Die Zwischentöne fehlen. Das Team von What/next hat mit dem Architekten Andreas Wirz über die Auswirkungen der Krise auf das Lebensumfeld gesprochen. Das Digitale mag zwar in der Lage sein, Prozesse, die durch die Krise ins Stocken geraten sind, wieder anzutreiben, jedoch geht durch den fehlenden analogen Austausch vieles verloren. Das gesellschaftliche Zusammenleben braucht soziale Nähe und Reibung, um gut zu funktionieren – wie machen wir weiter, wenn uns die Krise noch länger auf Abstand hält?
Es fehlen die Zwischentöne, es fehlt eine gute Art streiten zu können
Andreas Wirz 07/2020
Die Krise, eigentlich eine provisorische Situation, ist zu einem langfristigen Ausnahmezustand geworden. Dadurch geht vieles verloren, was für das gesellschaftliche Zusammenleben besonders wichtig ist: Soziale Nähe, die Spontanität in Gesprächen und Interaktionen, aber auch die Mischung, die an multifunktionalen Orten normalerweise alltäglich sichtbar ist. Für Wirz ist das Digitale kein Ersatz. Vor allem die Zwischentöne gingen verloren: Reibung, Diskussion und Aushandlung seien über die digitalen Kanäle zwar möglich, aber es fehle an Tiefe und an dem, was zwischen den Zeilen passiert – und gerade dieses Dazwischen sei so wichtig für den Fortbestand und die Entwicklung von Projekten.
Wir haben beobachtet, dass die Hofläden, die es rund um Zürich gibt, kurz nach Ausbruch der Krise alle ausverkauft waren.
Andreas Wirz 07/2020
Man hat gemerkt, dass die Frage nach dem Lokalen plötzlich sehr viel stärker wurde.
Andreas Wirz 07/2020
Auch positive Entwicklungen sind aus der Krise entwachsen: Es wird sichtbar, welche wichtige Rolle unser Nahumfeld für die individuelle Lebensqualität spielt. Viele Menschen versorgen sich lokal, nahräumlich, in kurzen Wegen und sie spüren die Vorteile von Dichte im Alltag im Quartier. Ob die Besinnung auf das Lokale eine langfristige Entwicklung ist oder ob die Menschen nur in Krisenzeiten verstärkt lokal agieren, kann Wirz nicht beantworten. Sowieso bleiben viele Fragen offen, die sich auf die Zukunft nach der Pandemie beziehen. Hier könne man nur weiter beobachten und aus der Anpassungsfähigkeit der Menschen in Krisenzeiten lernen.
Andreas Wirz studierte von 1988 bis 1994 an der ETH Zürich Architektur. Er ist Teilhaber der Archipel GmbH, einem Architektur-, Beratungs- und Planungsunternehmen, Mitbegründer der Bau und Wohngenossenschaft Kraftwerk1, der IG neues wohnen zürich sowie der Plattform Genossenschaften. Weiter ist er Vorstand von Wohnbaugenossenschaften Schweiz, Regionalverband Zürich, dem Verband der gemeinnützigen Wohnbauträger der Metropolitanregion Zürich sowie der studentischen Wohnbaugenossenschaft WOKO.